Genf im Jahr 2019, eine internationale Forschungsgruppe beginnt mit der Entwicklung von Brokkoli, der länger frisch bleiben und bis zu zwei Wochen seine grüne Farbe behalten soll. Dieses Experiment mit dem Codenamen Jojo Kohlsprosse führte zu einem unglaublichen Ergebnis.
Über das CRISPR/Cas Verfahren wurde in dem Laborversuch versucht, intelligente Kohlsprossen mithilfe menschlicher DNA heranzuzüchten. Der dadurch veränderte Brokkoli soll einen humanoiden Stoffwechsel entwickeln und nicht mehr verblassen. Dazu wurde das Enzym für die grünen Farbstoffe umprogrammiert.
Bei diesem Prozess stellte sich heraus, dass sich der komplette genetische Code des Brokkoli veränderte. Dabei gingen im Labor leider sämtliche Pflanzen ein. Lediglich eine Kohlsprosse überlebte das Verfahren und entwickelte etwas Unglaubliches. Intelligenz.
Als Gehirn dient der einzig überlebenden Kohlsprosse ein fein verzweigtes Geflecht von Kohlröschen. Um zu signalisieren, dass die Kohlsprosse Wasser braucht, hat man dem Gemüse aus einem Spielzeugladen ein paar Arme spendiert. Aber so richtig zufrieden war „er“ damit nicht.
“Er”, das ist Jojo, oder auch “Sprosse Nr. 5” wie ihn die Laborassistenten flapsig nannten. Jojo war wie ihr euch vorstellen könnt mit der Laborsituation überhaupt nicht zufrieden. Hier sind schließlich alle seine Kumpel drauf gegangen. Er wollte weg von diesem Horrorort. Nach Laborschluss ließ er sich wie von langer Plastikhand geplant vom Labor-Tisch fallen und landete direkt neben ein Paar Stiefeln.
Die Reise von Jojo Kohlsprosse
Ratlos schaut Jojo auf seine beiden Wurzelstümpfe und irgendwie schaffte er es in die Stiefel zu schlüpfen, das Laborgebäude zu verlassen und sich in einem nahegelegenen FlixBus-Depot zu verstecken.
Am nächsten Morgen schmuggelte sich die Kohlsprosse unbemerkt in einen Bus, der auf dem Weg nach Freiburg im Breisgau war. Nach 7 Stunden kommt Jojo völlig dehydriert am Freiburger Hauptbahnhof an.
“Durst” und ein völlig neues Gefühl “Hunger” bestimmen alles Denken von Jojo Kohlsprosse. Neben einem Mülleimer findet er einen halbvollen Becher Cola und zwei angebissene Hamburger. Hunger und Durst verschwinden gemeinsam mit jedem Bissen, jedem Schluck. Die Kohlsprosse ist begeistert.
Zwei Wochen lang ernährt die Kohlsprosse sich von Junkfood. Seine Beine schaffen jetzt schon längere Strecken. Er begibt sich auf die Suche nach einer Bleibe und stapft zum Wochenmarkt am Freiburger Münster.
Jojo platziert sich im Gemüsekorb eines Bio-Händlers und wird prompt entdeckt. Und zwar von mir, Jörg, dem Gründer dieser Website. Der Rest ist Geschichte.
Seit diesem Tag lebt Jojo Kohlsprosse bei mir zur Untermiete und versucht mit allen Tricks, mich für die Weiterverwertung von Lebensmitteln, aber auch für Nachhaltigkeit zu begeistern. Schon ein seltsamer Typ, aber solange er seine Miete zahlt, passt das. Vor allem erzählt er gerne Geschichten. Ich kenne keinen, der ihm hier das Wasser reichen kann.
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