Startseite » Gesundheit » Yfood-Trinkmahlzeiten: Besser als Fast-Food, aber reicht das?

Yfood-Trinkmahlzeiten: Besser als Fast-Food, aber reicht das?

Mit Trinkmahlzeiten, Pulvern und Riegeln das tägliche Essen ersetzen. “Eine gute Idee”, dachte sich Ende der 70er Jahre der Amerikaner S. Daniel Abraham. Seine Marke Slim-Fast, die anschließend kometenhaft aufstieg, verfolgt seitdem genau dieses Konzept, wobei prominente Werbeträger maßgeblich zum Erfolg der diätunterstützenden Produkte beitrugen.

Idee kommt ursprünglich aus dem Diät-Bereich

Die Slim-Fast Formel war einfach: Die kalorienreduzierten Produkte sollten mindestens eine Mahlzeit am Tag ersetzen. Gleichzeitig mussten sämtliche Nährstoffe einer ausgewogenen Ernährung im Ersatzprodukt enthalten sein. Damit das gesetzlich gewährleistet ist, regelt seitdem unsere deutsche Diätverordnung den Energie- und Nährstoffgehalt dieser Produkte.

Nach dieser Verordnung müssen die Produkte mindestens 200 kcal enthalten und dürfen die Höchstgrenze von 400 kcal nicht überschreiten. Dieses, im deutschen Sprachraum als Formula-Diät bekannte Konzept, macht schnelles Abnehmen einfach, ohne detaillierte Lebensmittelkenntnisse. Der einzige Haken: Über einen längeren Zeitraum dürfen die Produkte nicht ohne ärztlichen Rat verwendet werden.

Neben Slim-Fast verfolgen die Marken Almased und Herbalife ein ähnliches Konzept. Der Zugang zu diesen Produkten erfolgte anfangs über Apotheken und Drogerien, später dann über Online-Shops. Dadurch ist der Einstieg in das, was als voll bilanzierte Nahrung bezeichnet wird, sehr leicht geworden. Voll bilanziert bedeutet hier: Die Produkte haben ein vollständiges Nährstoffprofil und können eine natürliche Ernährung vorübergehend ersetzen.

Slim-Fast-Reboot: Der smarte Fast-Drink Yfood

Mehr als 40 Jahre später präsentieren die Jungunternehmer Benjamin Kremer und Noel Bollmann in “Die Höhle der Löwen” dieses Formula-Konzept in frischer Form. Nicht als kalorienreduziertes Diätprodukt, sondern als vollwertige Mahlzeit. “Yfood – Nutrition for a New Generation” – das klingt cooler als Diätprodukte, gerade wenn’s mal stressiger wird und der Claim This is Food war schnell gefunden. Die Löwen in der Höhle waren begeistert.

Was 2017 als kleines Startup begann, ist heute der Marktführer für Flüssignahrung in Deutschland. Seit der Gründung wächst das Münchner Unternehmen rasant in der neu geschaffenen Produktkategorie der Smart-Drinks und erreicht vor allem über Influencer seine Zielgruppe. Vieles haben die Münchner richtig gemacht. Im Jahr 2022 verdoppelte Yfood seinen Umsatz auf 120 Millionen Euro. This ist not only food, but this is also Money.

Diese Entwicklung hat zuletzt auch das Interesse des Lebensmittelriesen Nestlé geweckt. Wenig überraschend stieg der Schweizer Konzern jüngst bei den Münchnern ein. “Nestlé sieht in Yfood ein Unternehmen, das in sein Portfolio und zu den ethischen Standards des Konzerns passt”, bewertet der Branchenkenner Werner Motyka von der Strategieberatung Munich Strategy in der Lebensmittel Zeitung am 3. März 2023 den Deal.

Nestlé-Unternehmensbeteiligung: Influencer finden das gar nicht lustig

Branchenbeobachter befürchten nun eine ähnliche Reaktion der Zielgruppe wie beim Gewürzhersteller Ankerkraut nach einer vergleichbaren Beteiligung von Nestlé. Und das nicht ohne Grund. Mittlerweile kündigten mehrere Influencer ihre Zusammenarbeit mit dem Münchner Startup auf. Ethische Standards spielen vermutlich auch hier eine Rolle.

Eine verschlossene Plastikflasche mit einer Trinkmahlzeit von der Marke Yfood.
Das Startup aus München hat die voll bilanzierte Nahrung erfolgreich neu erfunden. (Bildquelle: Jörg)

So schreibt einer der Influencer kurz nach der Bekanntgabe der Beteiligung am 28. Februar auf seinem Twitter-Kanal:

“(…) Bin selbst schon seit Anfang des Jahres kein Yfood Partner mehr und damit bleibt das auch in Zukunft so. Finde trotzdem sehr schade in wie viele Bereiche Nestlé seine Finger steckt.”

Simon Unge, Social Media Influencer

Es folgte ein Shitstorm mit teils drastischeren Kommentaren. Die Gründer beteuern zwar, dass sie die Mehrheit ihrer Unternehmensanteile halten und weiterhin strategisch sowie operativ unabhängig seien. Entscheidend für den weiteren Erfolg wird aber sein, genügend Distanz zu Nestlé zu wahren, um seine Glaubwürdigkeit in der Zielgruppe zu behalten.

Klar ist, dass mit der Beteiligung nicht nur frisches Geld ins junge Unternehmen kommt. Es kommt auch ordentlich Druck auf den Kessel. Durch erwartbar mehr Regalplatz im Handel und noch mehr Produktwerbung. Ob das Kalkül aufgeht, bleibt abzuwarten. Für mich ist die Expansion von Yfood Grund genug, eine Antwort auf die Frage zu finden: “Tu ich mir und meinem Körper etwas Gutes mit den smarten Fast-Drinks aus München?”

Kauen, Schmecken und Genießen: Geht das mit Yfood-Trinkmahlzeiten?

Vollwertig und ausgewogen, damit wirbt und buhlt die Yfood Lab GmbH um Ihre Kunden. Durch diesen Blogpost bin ich jetzt einer davon. Ich stehe vor dem Kühlregal, und zwar auf Augenhöhe mit den handlichen 500 ml Flaschen. Mein erstes Gefühl: Das wirkt alles sehr clean und wertig. Und das Nutriscore Label mit einem dunkelgrün-unterlegten A unterstreicht meinen ersten Eindruck.

Zusätzlich lächelt mich das Wort “Klimaneutral” an. Dahinter stecken Zertifikate, mit denen Yfood als emissionsneutrales Unternehmen werben darf, obwohl zahlreiche Milchkühe am Erfolg beteiligt sind. Doch genug gebasht. Konzentrieren wir uns lieber auf das Produkt.

Neben den Produktvarianten mit laktosefreier, fettarmer Milch gibt es auch vegane Yfood-Trinkmahlzeiten. Damits nicht eintönig wird bietet der Hersteller fünf Geschmacksrichtungen an. Ich habe mich für die vegane und die Milch-Variante mit Schokogeschmack entschieden und bin schon gespannt, wie es schmeckt. Beim Blick auf die Verkaufsargumente, die auf der Flasche aufgelistet sind, vergesse ich schnell, dass es sich um ein ultra-hochprozessiertes Produkt handelt.

  • 26 Vitamine & Mineralstoffe
  • Reich an Protein
  • Ballaststoffe
  • Vegan
  • Glutenfrei
  • Ohne Zuckerzusatz

Doch Stop. Die Angabe “Ohne Zuckerzusatz” machte mich stutzig. Das liest sich viel zu perfekt. Getriggert wurde das Störgefühl durch den Geruch, der mir später beim Öffnen der Flasche in die Nase steigt. Die Süße im Drink wird durch die Zutat Sucralose erzeugt – das ist ein kalorienfreier Süßstoff, der aus Zucker hergestellt wird, aber 600-mal süßer ist.

Ein weiterer Blick in die Zutatenliste bestätigte mein Störgefühl. Das vegane Produkt enthält zugesetzten Zucker in Form von Reissirup. Das ist Sirup, der den Blutzucker schneller in die Höhe schnellen lässt als Weißzucker. Als Süßungsmittel ist das Konzentrat trotzdem interessant, weil es keine Fructose enthält, die bei einer Intoleranz zu Verdauungsproblemen führen kann. Da der vegane Drink nur 3,8 Gramm Zucker enthält, bin ich beruhigt und halte den Puls.

Macht Yfood als Trinkmahlzeit satt?

Nehmen wir an, ich würde mich morgens, mittags und abends von Yfood ernähren, meinetwegen auch für längere Zeit. Wie würde mein Körper darauf reagieren? Falls euch das interessiert, schaut euch mal den Selbstversuch von Lilly auf YouTube an, die für das ZDFbesseresser-Team von Sebastian Lege dieses ungewöhnliche Experiment gemacht hat.

Empfehlenswert ist die radikale Ernährungsumstellung von Lilly sicher nicht. Und auch der Hersteller weist auf seiner Homepage darauf hin, dass die Trinkmahlzeiten nicht dafür gedacht sind, Essen vollständig zu ersetzen. Interessant finde ich diesen Aspekt trotzdem, denn anders als bei Formula-Produkten handelt es sich nicht um ein kalorienreduziertes Diätprodukt, sondern laut Hersteller um eine vollwertige, ausgewogene Mahlzeit.

Gesetz dem Fall ich bin ein Konsument, der tatsächlich eine Mahlzeit mit Yfood ersetzen will. In dem Fall erwarte ich den gleichen Sättigungseffekt, den ich auch nach einer festen Mahlzeit habe. Ansonsten wäre der hohe Preis von Yfood für mich nicht gerechtfertigt. Doch kann der Fast-Drink in diesem Punkt mit einer echten Mahlzeit mithalten?

Probieren geht über Studieren. Deshalb ersetze ich einmalig meine Frühstücks-Haferflocken durch eine Yfood-Trinkmahlzeit. Dafür wähle ich die vegane Choco-Variante. Beim Schütteln der Flasche fällt mir auf, dass der Drink unerwartet dünnflüssig ist. Hier hatte ich mehr erwartet. Die Milchvarianten sind etwas dickflüssiger, aber die Frage bleibt: Macht das satt?

Beim Thema Geruch, Aroma und Konsistenz erinnert mich mein flüssiges Frühstück an einen wohlschmeckenden Eiweiß-Shake. Positiv fällt auf, dass der Drink trotz Sojaprotein nicht den für Soja typischen Nachgeschmack hat. Aber dieser positive Gedanke war genauso schnell zu Ende gedacht wie die Flasche geleert. Das Ganze dauerte genau 30 Sekunden. Leider hatte ich zwei Stunden später ein laues Hungergefühl im Magen.

Decken flüssige Trinkmahlzeiten den täglichen Kalorienbedarf?

Kurze Antwort: Nein. Würdest du deine Mahlzeiten durch Yfood ersetzen, dann fehlen dir vor allem komplexe Kohlenhydrate. Das weiß auch der Hersteller. Denn die schwindelerregend lange Nährwert-Liste auf der Rückseite der Flasche belegt, dass erst mit zwei weiteren Drinks der durchschnittliche tägliche Bedarf an Fett und mit fünf (!) weiteren Drinks mein Bedarf an Kohlenhydraten gedeckt sein wird. Da musste ich erstmal aufstoßen.

Eine Yfood-Trinkmahlzeit mit Schokoladengeschmack wir in ein Glas gegossen.
Die vegane Choco-Variante der Yfood-Trinkmahlzeit ist dünnflüssiger als die mit fettarmer laktosefreier Milch. (Bildquelle: Jörg)

Ist Yfood deshalb nichts weiter als ein mit Vitaminen und Mineralstoffen angereicherter Eiweiß-Drink? So weit gehe ich nicht, doch ich würde das Produkt als das bezeichnen, was es ist: Ein hochprozessiertes-Lebensmittel (UPF) mit einem ziemlich ausgeglichenen Nährstoffprofil.

Die meisten UPFs fallen hier weit zurück, da sie zu viel Fett, Zucker und Salz enthalten. Deshalb ist Yfood Fast-Food wie Burger & Co. aus ernährungsphysiologischer Sicht überlegen, wenn ich mal vegane Food-Trucks außen vorlasse, bei denen ich öfter einen Zwischenstopp einlege. Warum aber sollte ich überhaupt beim Essen Zeit sparen wollen?

Mahlzeiten: Flüssig vs Fest, macht das einen Unterschied?

Klassisches Slow-Food. Ich mags! Ich mags, mit anderem zusammen zu hocken (oder zu stehen) und darüber zu reden, wie das Essen schmeckt. Und ich mag es, gemeinsam (und satt) nach dem Essen aufzubrechen und meinen Magen bei der Verdauung zu spüren. Vor allem aber mag ich’s, mir genügend Zeit fürs Essen zu nehmen. Und das aus vielerlei Gründen.

Während des Essens habe ich beim Slow-Food die Möglichkeit, auf meine Körpersignale zu achten. Die helfen mir zu erkennen: “Jetzt habe ich genug gegessen!”. Außerdem hat das Kauen mehrere wichtige Funktionen. Wenn ich zum Beispiel Gemüse zerkaue, zerkleinere ich die Zellwände der Pflanzen und setze die darin enthaltenen Nährstoffe frei.

Wenn du zu Trinkmahlzeiten greifst, solltest du deshalb auf folgende Dinge achten:

  • Achte auf deine Verdauung: solltest du nach einer Trinkmahlzeit Probleme haben, verträgt dein Magen flüssige Nahrung womöglich nicht besonders gut
  • Vergiss nicht zu trinken: Eine Trinkmahlzeit ersetzt nicht das Trinken selbst, vergisst du das, kann es schnell zu Schwindel und Herz-Kreislauf-Problemen kommen
  • Behalt den Kalorienverbrauch im Blick: Wenn du Trinkmahlzeiten als Snack für Zwischendurch nimmst bzw. nicht um vollwertige Kohlenhydrate ergänzt, kann es schnell passieren, dass deine Energiezufuhr über- oder unterschritten wird
  • Ausnahme bestätigt die Regel: Nur wenn dich absolute Zeitnot zu einem Fast-Drink verführt, stellt die Yfood-Trinkmahlzeit eine echte Alternative dar
  • Kein Ersatz für natürliche Nahrung: Durch den regelmäßigen Konsum von Trinkmahlzeiten fehlen dir wichtige sekundäre Pflanzenstoffe und Kohlenhydrate
  • Fehlender Sättigungseffekt: Um bis zur nächsten Mahlzeit kein flaues Gefühl im Magen zu behalten, iss am besten ein Stück Vollkornbrot zusammen mit der Trinkmahlzeit, das ist genauso “fast” und “smart” wie der Drink selbst

Entscheidend ist es und bleibt es, im Hinterkopf zu behalten, dass Yfood ein hochverarbeitetes Lebensmittelprodukt ist, über das du viele Vitamine und Mineralstoffe sowie ausreichend Proteine und Fette zu dir nehmen kannst. Es enthält keine komplexen Kohlenhydrate und ersetzt nicht das normale Trinken.

Welche Vorteile haben die veganen Produkte von Yfood?

Durch die Verarbeitung von Proteinen aus Soja, Sonnenblumenkernen, Erbsen, Linsen, Mandeln oder Quinoa erreichen die veganen Varianten der Yfood-Trinkmahlzeiten ein vollständiges Aminosäure-Profil. Als Kombination dieser Proteine ist dieser Mix in seiner biologischen Wertigkeit ein echter Ersatz für Molke Proteine, die sämtliche essenziellen Aminosäuren enthalten.

Viele junge Menschen die im Restrauant am Tisch sitzen und zu Mittag essen
Slow-Food gibt mir die Möglichkeit, auf meine Körpersignale zu achten. (Bildquelle: Priscilla du Preez / Unsplash)

Veganer können diese Zutaten aber auch einzeln kaufen und dabei eine Menge Geld sparen. Denn schnell ist vergessen, dass die pflanzlichen Yfood-Trinkmahlzeiten vor allem aus Wasser bestehen. Hier würde ich mir überlegen, ob ich den hohen Preis dafür bezahlen will oder bei Zeitmangel einmalig auf Ausgewogenheit verzichte und ersatzweise zur Banane greife.

Ich bevorzuge Proteinquellen auch weiterhin in Form einzelner Zutaten vor allem wegen ihrer Ballaststoffe. Mandeln in ihrer ursprünglichen Form enthalten außerdem ungesättigte Fettsäuren und Vitamine. Deshalb sind für mich einzelne Zutaten nicht nur bei veganer Ernährung, sondern für jede Ernährungsform ein Garant für ein gesundes Leben.

Yfood-Trinkmahlzeiten als Essen-Ersatz: Ein Fazit

Die Münchner haben die voll bilanzierte Nahrung erfolgreich neu erfunden. Mithilfe von Lebensmittel-Technikern hat das Startup das Konzept von Formula-Produkten weiterentwickelt und dem Ganzen einen frischen Anstrich gegeben. Nach deutscher Diätverordnung überschreiten die Smart-Drinks aber deren Höchstgrenze von 400 kcal.

Wenn Du die Zutatenliste auf der Plastikflasche oder die Liste der Nährwerte, Vitamine und Mineralstoffe jemandem vorlesen willst, solltest Du dir mindestens fünf Minuten Zeit dafür nehmen. Und Zeit ist genau das Verkaufsargument, wenn der Hersteller von, Zitat, “Momenten spricht, in denen es häufig schwerfällt, sich nachhaltig besser zu ernähren.”

Genau hier setzt meine Kritik an. Nachhaltig besser ernähre ich mich, wenn ich die Zutaten einzeln kaufe, zubereite und esse, aber nicht in Form eines ultra-hochprozessierten Lebensmittels. Auch habe ich nicht die Möglichkeit, auf Körpersignale zu achten, wenn ich die schnelle Trinkmahlzeit einnehme und muss einfach hoffen, dass ich davon satt werde.

Bildquelle: Pexels / Pixabay

Weitere interessante Artikel


Triff den Autor
Foto von Jörg, Autor von Jojo Kohlsprosse

Seit Jörg feste Nahrung essen kann schiebt er am liebsten frisches Gemüse in sich rein und hat dabei jede Menge über gesunde Ernährung gelernt. Lerne mehr über Jörg und wie er zum Experten für New Food und Nachhaltigkeit wurde.

Schreibe einen Kommentar